Unterrichtsmethode

Meine erste Geigenlehrerin hat oft zu mir gesagt:” Die beste Geigenlehrerin ist jemand, die ihren Schüer:innen beibringt sich selbst zu unterrichten.” Als junger Geiger machte mich diese Bemerkung immer etwas ratlos.
Mein Gedanke war:” Warum gibt sie mir nicht genaue Anweisungen und zeigt mir die notwendigen Schritte um bestimmte technische Schwierigkeiten zu lösen?”

Natürlich gibt es Grundlagen der Violintechnik, die man den Schüler:innen vermittelt. Aber viele technische Lösungen müssen an persönliche und körperliche Gegebenheiten angepasst werden.
Viele Menschen lieben Methoden der Violintechnik, die jeden Schritt genau vorgeben. Zu den berühmtesten Beispielen gehören die Geigenmethoden von Carl Flesch und Ivan Galamian.
Beide enthalten fantastische Ideen und Hinweise. Aber die beste Art und Weise damit umzugehen ist die Anweisungen auf kritische Art und Weise selbst auszuprobieren.
Oft sind Geigenmethoden Wege des Lernens, die auf die jeweiligen Autoren zugeschnitten sind und dann zur generellen, objektiven Wahrheit erhoben werden.
Viele der Ideen von Flesch und Galamian basieren zum Teil auf jahrelanger Unterrichtserfahrung, bleiben jedoch oft hoch persönlich.

Ich habe selbst eine Zeitlang bei Max Rostal und seiner Assistentin studiert. Rostal selbst war ein Schüler von Carl Flesch und ein hoch angesehener Lehrer.
Ich werde nie vergessen, wie genau vorgeschrieben wurde, wann genau der rechte Arm beim Bogenwechsel am Frosch gehoben und wieder gesenkt werden sollte. Die Idee, die dahinter stand, war sehr sinnvoll, aber sollte variiert werden je nach Länge des Arms und anderen körperlichen Gegebenheiten.

Die Gefahr einer Methode liegt darin, dass sie zu einer Art Ideologie erhoben wird und dann in allen Vorschriften genau befolgt wird.
Der Geigenunterricht muss auf Schüler:innen zugeschnitten werden unter der Berücksichtigung bestimmter genereller Grundlagen.

In dem Dokumentarfilm über den berühmten Geiger Nathan Milstein von Christopher Nupen mit dem passenden Titel ” Master of Invention ” sagt er über den Unterricht mit seinem Lehrer Leopold Auer: “Auer konnte auch nicht Alles erklären, Einiges mußte ich selbst erfinden.”
Die Bemerkung ist natürlich nicht als Einladung gedacht die Schüler:innen sich selbst zu überlassen. Die Rolle eines Lehrers sollte sein, Grundlagen des Geigenspiels zu vermitteln, aber auch gleichzeitig zu helfen persönliche Lösungen zu technischen und musikalischen Problemen zu finden, also zu experimentieren was individuell funktioniert.

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